Religionen und Christentum
Als Jugendliche hörte ich oft, das Christentum sei keine Religion, sondern vertrete die Wahrheit, während die Religionen nur einen bestimmten (und oft verfälschten) Blick auf die Wahrheit hätten. Mich hat das schon damals nicht recht überzeugen können, zumal ich als Kind lange Zeit Mahatma Gandhi für den besten noch lebenden Christen gehalten hatte, bis ich erfuhr, dass er Hindu ist. Heute denke ich, alle Religionen (und ich zähle das Christentum bewusst dazu) dienen dazu, die Menschen in einer als chaotisch, überwältigend, unübersichtlich und bedrohlich erlebten Welt zu beheimaten, ihnen ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln, indem sie eine Beziehung zu der Kraft oder den Kräften stiften, die Macht über diese Welt haben, oder die in ihr wirkenden Mächte verkörpern. Dazu passt, dass viele Menschen in unserm Kulturkreis Religion für überholt halten, weil sie „an die Naturwissenschaften glauben“ und damit daran, dass wir Menschen die Welt „in den Griff kriegen können“. Ich halt...