Posts

Es werden Posts vom 2022 angezeigt.

Rushdie: Religion und Freiheit

Stichworte zum Inhalt: Freiheit die Vorstellung, dass man sich einen Platz im Leben einrichten könne. Lebendige Religionen haben immer einen Unterdrückungsapparat. Die Götter wurden von Menschen erfunden, um Erklärungen für die Welt zu finden. Erst mit dem Monotheismus nimmt sich Religion der Moral an. Religionen kennen auch die Vorstellung, dass die Götter verschwinden (Götterdämmerung/untergang) Freiheit bedeutet das Recht, die Grundlagen moralischer Systeme zu hinterfragen. Rushdie wuchs in Bombay auf, wo in den 1980er Jahren  alles, auch Grundsätze der Religionen zu hinterfragen. In Die Satanischen Verse : Offenbarung ist eine innere Erfahrung einer Person, sie ist also abhängig von einer Person. * Ungläubige: Freiheit die Möglichkeit, Fragen zu stellen Gläubige: Nur Gott zu folgen, ist Freiheit Allgemein das Verlangen nach Freiheit und das Gefühl, einer Gruppe zuzugehören Gegen die Forderung der Identitären meint Rushdie, man müsse seine eigene Meinung aussprechen dürfe. Es gibt j

Wittgensteins Verständnis von "Bündelbegriffen"

  "[...]  Gehörte die Sprachphilosophie Wittgensteins zur Pflichtlektüre von Verfassungsrichtern, so hätte das Gericht längst die Idee des Bündelbegriffs erwogen. An Wittgensteins eigenem Beispiel: Es ist verblüffend schwierig, Spiel zu definieren. Was ist allen Spielen gemeinsam? Es gibt Brettspiele, Kartenspiele, Ballspiele, Computerspiele und einige mehr. Die meisten Spiele spielt man zu mehreren, manche allein. Beim Schach geht es um Strategie, bei Mikado und Geschicklichkeit, bei den Olympischen Spielen um sportlichen Wettbewerb, In der BDSM-Szene um das Ausleben von Fantasien im Rollenspiel. Um die Struktur von Bündelbegriffen wie Spiel zu illustrieren, verwendet Wittgenstein die Metapher der Familienähnlichkeit: Je zwei Mitglieder einer Familie haben etwas gemeinsam, aber es braucht kein einzelnes Merkmal zu geben, das allen Familienmitgliedern gemeinsam ist. Bündelbegriffe sind nicht über eine Menge von notwendigen und gemeinsam hinreichenden Bedingungen definiert, sonder

Ökumenischer Rat der Kirchen 2022 in Karlsruhe

offizielle Seite  der Veranstaltung Seite des ökumenischen Rates Kurzeindrücke von der Versammlung: https://www.oikoumene.org/de/news/daily-assembly-news-online-take-two-minutes-to-glimpse-the-assembly-spirit  https://www.mdr.de/religion/vollversammlung-des-oekumenischen-rates-der-kirchen-karlsruhe-steinmeier-kritik100.html

Religionen und Christentum

Als Jugendliche hörte ich oft, das Christentum sei keine Religion, sondern vertrete die Wahrheit, während die Religionen nur einen bestimmten (und oft verfälschten) Blick auf die Wahrheit hätten. Mich hat das schon damals nicht recht überzeugen können, zumal ich als Kind lange Zeit Mahatma Gandhi für den besten noch lebenden Christen gehalten hatte, bis ich erfuhr, dass er Hindu ist. Heute denke ich, alle Religionen (und ich zähle das Christentum bewusst dazu) dienen dazu,  die Menschen in einer als chaotisch, überwältigend, unübersichtlich und bedrohlich erlebten Welt zu beheimaten, ihnen ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln, indem sie eine Beziehung zu der Kraft oder den Kräften stiften, die Macht über diese Welt haben, oder die in ihr wirkenden Mächte verkörpern. Dazu passt, dass viele Menschen in unserm Kulturkreis Religion für überholt halten, weil sie „an die Naturwissenschaften glauben“ und damit daran, dass wir Menschen die Welt „in den Griff kriegen können“. Ich halte da

Hesekiels Vision vom Fluss

    H esekiel  ( Ezechiel ) 47, 6-12 6 Und er sprach zu mir: Hast du das gesehen, Menschenkind? Und er führte mich zurück am Ufer des Flusses entlang. 7 Und als ich zurückkam, siehe, da standen sehr viele Bäume am Ufer auf beiden Seiten. 8 Und er sprach zu mir: Dies Wasser fließt hinaus in das östliche Gebiet und weiter hinab zum Jordantal und mündet ins Tote Meer. Und wenn es ins Meer fließt, soll dessen Wasser gesund werden, 9 und alles, was darin lebt und webt, wohin der Strom kommt, das soll leben. Und es soll sehr viele Fische dort geben, wenn dieses Wasser dorthin kommt; und alles soll gesund werden und leben, wohin dieser Strom kommt. 10 Und es werden an ihm die Fischer stehen. Von En-Gedi bis nach En-Eglajim wird man die Netze zum Trocknen aufspannen; denn es wird dort sehr viele Fische von aller Art geben wie im großen Meer. 11 Aber die Teiche und Lachen daneben werden nicht gesund werden, sondern man soll daraus Salz gewinnen. 12 Und an dem Strom werden an seinem Ufer auf b

Kurt Bangert: Und sie dreht sich doch. 50 Antworten auf die Frage, wie alles begann

Bild
Das hier vorgestellte Buch befasst sich im ersten Teil mit möglichen historischen Anknüpfungspunkten mythischer Traditionen, im zweiten Teil geht es um wissenschaftliche Welterklärung und insofern die Beziehungen von Wissenschaft, Philosophie und Religion; insgesamt also um die Beziehung von Glauben und Wissen, den Gesamtgegenstand dieses Blogs. Kurt Bangert :  Und sie dreht sich doch. 50 Antworten auf die Frage, wie alles begann , Theiss Verlag 2015 Inhalt:  Die mythischen Anfänge: Vorzeit und Antike 13  Schöpfungsmythen 14  Der biblische Schöpfungsbericht 28  "Out of Africa": Der Auftritt des Menschen 42  Die Sintflut 60 Den Ursprung aller Berichte über eine  Sintflut  sieht Bangert in einem  Salzwassereinbruch ins Schwarze Meer . In dem Gebiet, das zu dieser Zeit überflutet wurde, ortet Bangert  Atlantis , das sagenhafte Reich, von dem Plato berichtet. Dazu muss er das  Atlas-Gebirge  mit den  Karpaten  identifizieren. Als die Sage entstand, hätten die Griechen der Urzeit

Petrusakten

 https://de.wikipedia.org/wiki/ Petrusakten#Auseinandersetzung_mit_Simon_Magus_in_Rom "Im Codex Vercellensis  taucht in Kapitel 4 kurz nach Paulus' Abreise Simon Magus in Rom auf. Er tut Wunder und findet viel Anklang. Die Kap. 4–32 schildern detailliert die Auseinandersetzung zwischen Petrus und Simon Magus. Ein Bericht von einem ersten Zusammentreffen zwischen Petrus und Simon Magus findet sich schon in der Bibel in  Apg  8  EU , nun wird jedoch die Geschichte erheblich ausgebaut. Eine Episode behandelt die Ereignisse im Hause des Marcellus, der Simon bei sich im Haus aufgenommen hat. In dieser Geschichte kommen eine Menge Wunder vor: ein sprechender Hund , eine zerbrochene Kaiserstatue, die mit Wasser wieder zusammengefügt wird, ein getrockneter Fisch, der im Wasser wieder anfängt zu schwimmen und Brotkrumen frisst, sowie ein sieben Monate alter Säugling , der mit Männerstimme spricht. Später übt Simon auf dem Forum Zauberei und erhebt sich in die Luft, um seine Göttlichke

Günter Schulte „Philosophie der Religion“

  Materialien für Studium (guenter-schulte.de) Was ist Religion? Und wie kann man es wissen? Neurotheologie (Ramachandran) Biologie der Religion (Wilson) Religiöse Erfahrung (James, Rosset) Mystik (James, Nishitani) Gnosis (Sloterdijk, Fisher) Die Reise des Parmenides (Schmitz, Kingsley) Nah-Todeserfahrung und Außerkörperlichkeit (Schröter-Kunhardt) Religion und Infantilität (Freud, Sloterdijk) Moses und der Monotheismus (Freud) Das Ende der Gewalt (Girard) Die Erschaffung der Götter (Heinsohn) Die Sehnsucht nach der bikameralen Psyche (Jaynes) Primitive Religionen (Durkheim) Die Mentalität der Primitiven (Lévy-Bruhl) Aberglaube und Bekenntnis (Mannoni) Religion und Spiel (Huizinga) Religion und Totalitarismus (Messadié, Dell'Agli) Literatur

„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ – Der Satz stammt weder von Sokrates noch von Plato

  Der folgende Text von  Albrecht  ist so gut, dass ich ihn vorstellen möchte. Bei  gutefrage.net  wird er gewiss nicht so oft gefunden, wie er es verdient: Philosophie ist nicht mit Vielwissen gleichzusetzen. Ein Philosoph hat Liebe zur Weisheit, er strebt nach Wissen/Erkenntnis (zu grundlegenden Fragen). Etwas zu begehren, nach etwas zu streben, Sehnsucht nach etwas zu haben ist etwas anderes als es schon zu besitzen. Sokrates hat sich vor allem als Suchender verstanden. Er möchte Einsichten gewinnen. Er bemüht sich, zumindest ein Stück weit bei diesem Weg voranzukommen. Der Satz „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ ist eine gekürzte und ungenaue Wiedergabe. Platon, ein Schüler des Sokrates, hat in der Apologie (Verteidigungsrede des Sokrates), die keine wörtliche Mitschrift ist, sondern ein nach dem Gerichtsprozess geschriebenes literarisches Werk, eine Darstellung gegeben, in der Sokrates etwas über sich selbst aussagt. Wenn die Textstelle im Zusammenhang gelesen wird, wird viel verstä