Von der Gedankenfreiheit für wenige im Mittelalter über Pressefreiheit zu LGBTQ
Zu Schillers Zeit ("Sire geben Sie Gedankenfreiheit!" - Don Carlos) ging es mit Kant sapere aude (Wage, dich deines Verstandes zu bedienen) und Aufklärung de facto bereits um Meinungsfreiheit. 1848 dann explizit um Pressefreiheit.
Zur Zeit Philipps II. und der Inquisition, als Ketzer verbrannt wurden, ging es um Glaubensfreiheit. Die Ketzer haben nicht publiziert, sie haben ihren Glauben ausüben wollen. Wenn man an einen Gott im Lutherschen Sinne (allein aus Gnade, keine Werkgerechtigkeit) glaubt, will man auch protestantische Prediger und Glaubensgemeinschaft. Glaube ist Gedanke, nicht öffentliche Meinung.
Gestaunt habe ich, wie weit Denker wie Nikolaus von Kues (gest. 1464 also vor der Reformation), der eine "glanzvolle Karriere als Kardinal" machte, abweichend von kirchlicher Lehrmeinung denken konnten, solange sie keine Gemeinschaft um sich scharten. ("Das Ziel, eine möglichst umfassende Eintracht zu verwirklichen, hatte für ihn höchsten Wert, sachliche Meinungsverschiedenheiten hielt er demgegenüber für zweitrangig. Im Sinne dieser Denkweise entwickelte er eine für seine Zeit ungewöhnliche Vorstellung von religiöser Toleranz. Dem Islam, mit dem er sich intensiv auseinandersetzte, billigte er einen gewissen Wahrheitsgehalt und eine Existenzberechtigung zu." (Wikipedia))
Insofern: Gedankenfreiheit war als Vorstufe zur Glaubensfreiheit weniger als Meinungsfreiheit und als persönliche "Spinnerei" erfolgreicher Kirchendiener akzeptiert.
Dagegen wurde Huß 1415 lange vor der Reformation verbrannt, weil er viele Glaubensanhänger hatte und Giordano Bruno nach der Reformation 1600, schon weil er gegen die kirchliche Lehrmeinung argumentierte.
Heute wird uns aber durch Hetze, Fake News und Shitstorm bereits die Gedankenfreiheit genommen, weil wir immer weniger abweichend von unser Meinungsblase denken und argumentieren können.
LGBTQ fordert freie Entscheidung über das Geschlecht (Selbstbestimmung), aber bekämpft jedes Festhalten an "überholten" Vorstellungen (Gedanken). Nicht das Agitieren gegen LGBTQ, sondern schon das Festhalten an Vorstellungen, die vor 30 Jahren noch anerkanntes Allgemeingut waren, wird bekämpft.
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