Sören Kierkegaard

 Søren Aabye Kierkegaard 

"[...] Die meisten seiner Hauptwerke brachte Kierkegaard zwischen 1843 und 1846 heraus. 1843 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Victor Eremita Entweder – Oder (Enten – Eller), das ihn schlagartig bekannt machte. In diesem Werk beschreibt er zwei Stadien: das Ästhetische und das Ethische, wobei der Schlussteil, der die Form einer Predigt hat, bereits auf das dritte, in dem Werk noch nicht behandelte, religiöse Stadium hinführt.

Ebenfalls 1843 erschienen Furcht und Zittern (Frygt og Bæven) und am selben Tag Die Wiederholung (Gjentagelsen) unter den Pseudonymen Johannes de Silentio bzw. Constantin Constantius. Furcht und Zittern, das in einer lyrischen Prosa, jedoch nicht ohne Humor und Ironie abgefasst ist, ist im Kern eine Meditation über die biblische Geschichte um Abraham und Isaak. Kierkegaard bekräftigt in dieser Schrift, dass der Mensch, indem er aus der ethischen Sphäre heraus- und in die religiöse Sphäre eintritt, als der Einzelne höher steht als das Allgemeine, also das Ethische, und nur noch Gott Gehorsam schuldet.[...]" (Wikipedia)

Entweder - Oder

  • Das Tagebuch des Verführers. Deutsche Übertragung von M. Dauthendey. Insel-Verlag, Leipzig 1903 Internet Archive = Google-USA*
  • Der Pfahl im Fleisch. Zum ersten Mal ins Deutsche übertragen und mit einem Vorwort versehen von Theodor Haecker. Brenner, Innsbruck 1914 Unesp São Paulo (Über Paulus und die absolute Hinwendung zu Gott)

Im Dezember 1847 notiert der 34-jährige Kierkegaard in seinem Tagebuch: Mit der Kategorie "der Einzelne" nahm ich seinerzeit, als alles hierzulande Sstem und aber System war, das System zum Angriffsziel… Mit dieser Kategorie ist meine mögliche geschichtliche Bedeutung unbedingt verknüpft. Meine Schriften werden vielleicht vergessen sein wie die vieler anderer Schriftsteller. War aber diese Kategorie richtig, war es mit dieser Kategorie in Ordnung, sah ich hier richtig, verstand ich richtig, dass dies meine, wenn auch keineswegs erfreuliche oder bequeme oder dankbare Aufgabe war, war dies mir vergönnt, wenn auch in innerlichen Leiden, wie sie gewiss selten erlebt werden, wenn auch unter äußeren Opfern, die zu bringen, nicht alle Tage ein Mensch bereit ist: so stehe ich und meine Schriften mit mir.

Was aber hat es mit der Kategorie des Einzelnen bei Kierkegaard auf sich? Was ist damit gemeint, über den bereits damals geläufigen Individualismus hinaus, wonach jeder einen Anspruch hat, wichtig genommen zu werden, jeder aber auch besorgt sein sollte, etwas aus sich zu machen und sich selbst irgendwie zur Geltung zu bringen? Es fiel Kierkegaard nicht ganz leicht, diese inzwischen selbstverständliche Bedeutung des Einzelnen gegen seine eigene Definition abzusetzen.

Zum Zeitpunkt der Tagebucheintragung stand bei Kierkegaard die Frage im Mittelpunkt, was es bedeutet, wirklich ein Christ zu sein, in einer Gesellschaft, die formell und nominell als christlich gilt. Seine Antwort: Christsein bedeutet, sich als einzelner allein vor Gott gestellt zu fühlen. Kierkegaard war davon überzeugt, dass das Christentum im Unterschied zum Judentum oder dem Islam keine Stammesreligion sei, die eine geistliche und sittliche Formung eines Kollektivs anstrebt und ihren inneren Zusammenhang verbürgt, sondern dass die christliche Offenbarung ursprünglich die Einzelheit des Einzelnen anspricht, sie wachruft, herausfordert. Es geht dabei um innerliche Vorgänge, Glaube, Liebe, Erlösung, denen nur dann Wirklichkeit zukommt, wenn der Einzelne sie auch tatsächlich erfährt und innerlich vollzieht.

Kierkegaard ist sich durchaus bewusst, dass auch das Christentum inzwischen längst zur Stammes- und Staatsreligion geworden ist, zu einer Form geistiger Vergesellschaftung und insofern eine oberflächliche Angelegenheit, an die sich die meisten anpassen, ohne davon sonderlich ergriffen zu werden. Und so sieht er als seine Aufgabe an, das Christentum wieder zu verinnerlichen und das heißt: zu vereinzeln. Sein ursprünglicher Sinn soll wiederhergestellt werden, der vollständig verloren geht, wenn, wie seinerzeit in Dänemark, die protestantische Taufe mit der Staatsbürgerschaft verbunden war, die man bei ausdrücklich erklärtem Unglauben verlor. Dieser Glaube als Staatsbürgerpflicht und damit als Angelegenheit des öffentlichen Anstands sollte wieder existenziell verstanden werden. Es war Kierkegaard, der diesen Ausdruck zum ersten Mal im emphatisch verwendete als Bezeichnung für das, was den Einzelnen unbedingt angeht und wodurch er sich womöglich überhaupt erst in seiner Einzelheit erfährt. (Safranski: Einzeln sein. Eine philosphische Herausforderung, S. 109-110). 




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