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Denken (nach dem Verständnis von J-P Martin

  Jean-Pol Martin beschreibt „Denken“ im Rahmen der Neuen Menschenrechte (NMR) ausdrücklich als das Grundbedürfnis nach Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung . Hier die strukturierte Aufschlüsselung: 🧠 Denken (nach Jean-Pol Martin) = Bedürfnis nach Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung 🔹 1. Informationsverarbeitung Aufnahme, Auswahl und Strukturierung von Reizen aus der Umwelt. Ziel: Orientierung und Reduktion von Komplexität. Prozess: Wahrnehmen → Filtern → Bewerten → Verknüpfen → Speichern. Grundlage für Sicherheit und Handlungsfähigkeit. → Biologisch-psychologische Ebene : Der Mensch muss ständig Informationen verarbeiten, um zu überleben (vgl. Birbaumer/Schmidt, Biologische Psychologie ). 🔹 2. Konzeptualisierung Bildung von inneren Modellen (Konzepten), mit denen die Welt verstanden und erklärt wird. Abstraktionsleistung: von Einzelwahrnehmungen zu allgemeinen Strukturen. Voraussetzung für Denken im Sinne von Steuern, Planen, Verstehen . → Didaktisc...

Glaubensbekenntnis

  Bonhoeffers Glaubensbekenntnis (sieh   Auslegung   dazu), das traditionelle Formeln vermeidet, ohne gehaltlos zu werden: Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet. Amen.

Wie Philosophie im KI-Kontext wirkt

  https://jeanpol.wordpress.com/2025/10/03/modul-wie-ein-anthropologisch-padagogisches-modell-den-weg-ins-ki-gedachtnis-fand/

Zum Bericht, wie der Engel Gabriel den Koran an Mohammed überliefert hat

  In unserer Lebenswelt gibt es keine Engel. Wenn sie in der Glaubenswirklichkeit Boten eines allmächtigen Gottes sind, dann stellt sich die Frage, ob sie lesen können, selbstverständlich nicht. Die Aufforderung „Iqra’!“ mit ihrem weiten Bedeutungsspektrum (lies, trage vor, gib weiter) eröffnet aber den über Jahrzehnte bis Jahrhunderte langen Zeitraum, in dem muslimische Glaubens- und Gelehrtenweisheit mündlich weitergegeben wurde. Dazu Germaghribiya  auf gutefrage.net   aus der Perspektive eines Gläubigen : Was wirklich in der Höhle geschah: Der Prophet Muhammad war in der Höhle Hira , als der Engel Gabriel zu ihm kam. Gabriel sagte: „Iqra“ – was im Arabischen nicht nur „lies“ bedeutet, sondern auch „rezitiere“, „trage vor“ oder „gib wieder“. Muhammad antwortete: „Ich bin keiner, der lesen kann.“ Gabriel wiederholte den Befehl insgesamt drei Mal. Es war kein Anschreien, sondern ein Moment voller Ernst und Eindringlichkeit, weil hier die Offenbarung beginnt. Warum Gabr...

Sören Kierkegaard

  Søren Aabye Kierkegaard   "[...]  Die meisten seiner Hauptwerke brachte Kierkegaard zwischen 1843 und 1846 heraus. 1843 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Victor Eremita   Entweder – Oder   ( Enten – Eller ), das ihn schlagartig bekannt machte. In diesem Werk beschreibt er zwei Stadien: das Ästhetische und das Ethische, wobei der Schlussteil, der die Form einer Predigt hat, bereits auf das dritte, in dem Werk noch nicht behandelte, religiöse Stadium hinführt. Ebenfalls 1843 erschienen  Furcht und Zittern  ( Frygt og Bæven ) und am selben Tag  Die Wiederholung  ( Gjentagelsen ) unter den Pseudonymen Johannes de Silentio bzw. Constantin Constantius.  Furcht und Zittern , das in einer lyrischen Prosa, jedoch nicht ohne Humor und Ironie abgefasst ist, ist im Kern eine Meditation über die biblische Geschichte um  Abraham  und  Isaak . Kierkegaard bekräftigt in dieser Schrift, dass der Mensch, indem er aus der ethischen ...

Von der Gedankenfreiheit für wenige im Mittelalter über Pressefreiheit zu LGBTQ

  Zu   Schillers   Zeit ("Sire geben Sie Gedanken freiheit!" - Don Carlos) ging es mit Kant   sapere aude  (Wage, dich deines Verstandes zu bedienen) und Aufklärung de facto bereits um   Meinungs freiheit. 1848 dann explizit um Presse freiheit. Zur Zeit Philipps II. und der Inquisition, als Ketzer verbrannt wurden, ging es um  Glaubens freiheit. Die Ketzer haben nicht publiziert, sie haben ihren Glauben ausüben wollen. Wenn man an einen Gott im Lutherschen Sinne (allein aus Gnade, keine Werkgerechtigkeit) glaubt, will man auch protestantische Prediger und Glaubensgemeinschaft. Glaube ist Gedanke, nicht öffentliche Meinung. Gestaunt habe ich, wie weit Denker wie  Nikolaus von Kues  (gest. 1464 also vor der Reformation), der eine " glanzvolle Karriere als  Kardinal " machte, abweichend von kirchlicher Lehrmeinung denken konnten, solange sie keine Gemeinschaft um sich scharten. (" Das Ziel, eine möglichst umfassende Eintracht zu verwir...

Gewaltaufrufe im Koran

  Wie komplex das Thema ist, ist vielleicht am besten anhand der Schrift  Ist der Islam noch zu retten? Eine Streitschrift in 95 Thesen  von Hamed Abdel-Samad und Mouhanad Khorchide: Gott glaubt an den Menschen. Mit dem Islam zu einem neuen Humanismus nachzuvollziehen. Abdel-Samad kritisiert die aggressive Haltung, die aus vielen Versen spricht, Khorchide weist auf ihren historischen Kontext hin und zeigt auf, dass eine Kritik an solchen Positionen schon im Koran angelegt ist. Sein Argument: Wenn man den Koran auf den Aufruf zu Gewalt reduziert, gibt man islamischen Hasspredigern recht. Der Auftrag an den Propheten Mohamed war ein anderer: "Wir [Gott] haben dich ausschließlich als Barmherzigkeit für alle Welten entsandt." (Sure 21:107) Wenn man aber - entgegen diesem Auftrag - den Hass zwischen den Religionen fördern will, dann muss man die aggressiven Botschaften als Kern des Auftrags verstehen. Das geschieht heute schon übergenug von Islamisten wie von Islamkritikern.